Ich habe gestern im Gespräch erst wieder gehört, dass die Reichweiten der Batterie angeblich nicht reichen.
Mir kommt das immer so vor, als würde man seinen Keller mit 20 Kästen Bier und 10 Kästen Radler voll stellen und die auf Vorrat halten, weil man ja nächstes oder übernächstes Jahr spontan eine Riesen Geburtstagsparty schmeißen möchte und womöglich aus unerfindlichen Gründen gerade an dem Tag alle Getränkemärkte ausverkauft und geschlossen sind.
Oder als würde man auf eine Tageswanderung im Mittelgebirge einen Kanister mit 20 Liter Wasser mitschleppen, weil könnte ja sein dass man sich in die Sahara verirrt. Und wie jeder weiss, stirbt man ohne Wasser in der Sahara einen jämmerlichen Tod!!
Das ist irrational. Das unverbrauchte Getränk und der ungenutzte Platz im Keller kosten Geld - ohne realen Nutzen. Ebenso kostet ein überdimensionierter Akku Geld, Platz und Gewicht, ohne was zu nutzen.
Rational betrachtet braucht so ein Autoakku doch nicht mehr Kapazität als was man in 90% der normalen Wochen zwischen zwei Aufladungen benötigt. Dann muss man halt einmal alle zehn Wochen einmal extra laden. Der hierfür benötigte Zeitaufwand ist, auch wenn man Zahnarzt ist und das in Arbeitszeit umrechnet, lächerlich im Verhältnis zu den Mehrkosten einer 1000-Kilometer-Batterie.
Das sehe ich anders. Wenn ich für 10% meiner Fahrten einen Verbrenner als Mietwagen nehmen oder sogar die Bahn nehmen muss, was als Familie noch teurer ist, dann rechnet sich das einfach nicht.
Wenn ich auf die längsten 10% der Fahrten einfach verzichten kann, oder die mit DTicket und Regionalexpress erledigen kann, dann vielleicht. Aber auf wen trifft das denn zu?
Edit: aber nur zur Klarstellung, die aktuell verfügbaren 400km+ sollten für deutlich mehr als 90% der Fahrten reichen. Und irgendwo in dem Bereich gibt es eh eine natürliche Grenze wie lange man überhaupt am Stück fahren kann ohne Pause oder Fahrerwechsel.
Man sollte sowieso nicht länger als zwei Stunden am Stück fahren, um Konzentration und damit Verkehrssicherheit zu erhalten:
https://fahrschule-kuehne.de/wann-sollten-sie-die-fahrt-unterbrechen/
Der ADAC empfiehlt, bei Urlaubsreisen nicht mehr als 500 Kilometer am Tag zu fahren.
https://www.adac-fahrtraining.de/tipps-fuer-lange-urlaubsfahrten
Mehr Reichweite ist also eigentlich nicht nötig.
Musst Du nicht, das Auto bleibt ja nicht dauerhaft stehen, wenn der Akku leer ist. Die ersten 300-400km sind drin, dann muss man nachladen, das kostet auf Langstrecke 20-30 Minuten je weitere 300km Strecke.
Real reden wir also für die Strecke Hamburg-München von einer Stunde länger als mit dem Verbrenner, wenn man sonst gar keine Pausen macht. Wenn man Pausen macht, dann lädt das Auto währendessen, anstatt es nur rumsteht und man verliert nichtmal die Stunde. Für viele scheint dieser Anwendungsfall das größte Problem zu sein, obwohl der praktisch irrelevant ist. Muss ich das 2x die Woche machen, gebongt, das ist scheiße. Mach ich das 2x im Jahr, dann stört mich die halbe Stunde doch nicht.
Und die meisten kaufen das Auto ja jetzt schon für die 5-10% Maximal-Anforderung und nicht für die 90% Alltag, sonst würden die meisten irgendeinen Kleinwagen kaufen und es würde deutlich mehr Zweisitzer geben.
Wenn der Wagen 400km Reichweite hat dann denke ich auch das man kein reales Problem hat. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt redet man dann aber auch über die alten Modellgenerationen, sowas wie 1. Gen Leaf oder eSmart oder so. Die hatten als Neuwagen 140-180km ohne Heizung oder Klima. Als Gebrauchtwagen sind wahrscheinlich eher 100km realistisch. Das deckt meine 90% immernoch easy ab. Langstrecken will ich so aber nicht fahren, das hieße dann Mietwagen oder Bahn. Fürs gleiche Geld steht der gebrauchte Verbrenner dann besser da.
Generell wundern mich manchmal die Reaktionen, ich denke ich verdiene gut und hab keine finanziellen Sorgen. Aber solange ich noch Miete oder Kreditzinsen zahle und solange ich nicht genug Geld fürs Studium der Kinder auf der Seite habe liegt mein Autokaufbudget irgendwo zwischen 5-8k€. Da sind das dann die Optionen die der Markt bietet. Und damit bin ich doch nicht alleine, das wird doch eher die Mehrheit als die Minderheit der Deutschen sein.
Extrem günstig gebraucht ist halt noch schwierig, dazu ist der Markt noch zu jung.
6-8k ist aber auch sehr wenig, da kriegt man ja kaum Verbrenner unter 7-8 Jahren.
Wir haben immer junge Gebrauchte genommen, so 1-2 Jahre alt, da scheint mir Preis/Leistung mit am besten zu sein, aber selbst vor 10-15 Jahren hat man da für eine Kompaktklasse oder kleine Kombi mit halbwegs Ausstattung 15-20k hinlegen müssen.
Die wirtschaftlich beste Variante ist es, Gebrauchtwagen zu kaufen die 10 Jahre alt sind aber nicht viel gefahren wurden. Rentner, die sich als letztes Auto nochmal einen Neuwagen gönnen wollten und dann doch wenig gefahren sind. Oft haben die dann auch eine eigene Garage gehabt. Das ist generell mein Kriterium, um die 10 Jahre und Laufleistung um die 50k. Und halt eher keine Luxusmarken und -modelle. Wenn man auch mal ein paar Wochen suchen kann und nicht dringend jetzt sofort ein Auto braucht, dann findet man da immer was. Rentner haben wir schließlich genug.
Ich sehe auch überhaupt nicht ein mehr Geld auszugeben, solange meine Lebensumstände halt wie oben beschrieben sind. Das Auto ist für mich in erster Linie ein Gebrauchsgegenstand und muss funktionieren.
Ein Auto rechnet sich nicht eher, wenn man ausgerechnet die teuersten und seltensten Nutzungsfälle um jeden Preis mit abdecken muss. Und für den Normalbürger sind das Fahrten über den Pendelbetrieb und regelmäßige Wochenendbesuche hinaus. Jedes weitere unnötige Stück Reichweite sind vor allem Zusatzkosten.
Nur weil ich ein mal im Jahr München-Hamburg fahre, lohnt sich ja für mich auch noch keine Bahncard 100 als Zugtarif. Und nur weil man einmal alle Jubeljahre eine Waschmaschine transportieren möchte, braucht man noch keinen Pickup oder 7.5 Tonner.
Bei der Akkukapazität ist das auch so.
Dieses Jahr waren wir 4mal mit dem Auto die Familie besuchen, einmal ein langes We am Meer und nochmal langes We zum Campen. Den Wagen haben wir 2016 gekauft als alten Gebrauchten, Budget 5-8k€,wie im anderen Beitrag beschrieben. Und bisher ist der nicht verbraucht, Nutzungsdauer für uns wird >10 Jahre sein. Ein EV mit guter Reichweite bekomme ich so einfach nicht. Darum wären das jedesmal ~300€ Mietwagen und den langen Sommerurlaub machen wir nicht mal mit dem Auto. Insgesamt macht das dann >10k€ Unterschied. Man kann jetzt anführen, dass ein gebrauchtes EV im Unterhalt günstiger ist. Aber aktuell wird man nicht so viel rausholen das man den Unterschied ins Gegenteil dreht. Vielleicht, wenn man für die nächsten 10 Jahre auf massiv(!) steigende Spritpreise und Steuern spekuliert. Das ist aber dann eben auch eine spekulative Investition und persönlich halte ich das Szenario nicht für wahrscheinlich. Und selbst wenn, besteht das Risiko darin dass ich vielleicht nicht 10 Jahre Nutzungsdauer habe und früher umschwenken muss. Das Risiko kann ich aber minimieren, indem ich eben auch die Anfangsinvestition minimiere und die Investition hinauszögere bis die Marktbedingungen klarer sind.
Gedanken an Ideologie und Umweltschutz bleiben dann außen vor. Wirtschaftlich lande ich zumindest für diese Käuferschicht halt aber noch beim Verbrenner. Und für die meisten Leute ist das halt entscheidend. Es herrscht eben auch “freie Marktwirtschaft” wo jeder absichtlich unter wirtschaftlichem Druck steht und entsprechend entscheiden muss, ob man nun will oder nicht.
Musst du ja nicht. Du musst an so einem Tag etwa jede 10. Woche zwischendurch ein bisschen nachladen. Und vielleicht einen Kaffee dabei trinken oder einkaufen. Dadurch wird doch das Auto nicht unbrauchbar.